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Versuch zum digitalen Fieberthermometer im Anfangsunterricht | |||
Im Anfangsunterricht wird der elektrische Strom behandelt (8.
Jahrgangstufe im neunjährigen bayerischen Gymnasium, 7. Jahrgangsstufe im
achtjährigen). Hierbei können auch Versuche mit Stoffen durchgeführt
werden, die sowohl leitend oder nicht leitend sein können, den sog.
Halbleitern. Ein motivierendes Anwendungsbeispiel ist die Funktionsweise
eines Digital-Fieberthermometers. Mit dem folgenden Versuch sollen die
Schüler einen vereinfachten Aufbau eines Digital-Fieberthermometers kennen
lernen. Bei einem durchsichtigen Fieber-thermometer sieht man die
Batterie, den Schalter, das Display und den Sensor zu erkennen (Abb. 100
a, zerlegtes Thermometer in Abb. 102). | |||
Modellversuch zum digitalen Fieberthermometer im Unterricht zur Elektrizitätslehre | |||
Beim Thema Widerstände (10. Jahrgangstufe im neunjährigen bayerischen
Gymnasium, 8. Jahrgangsstufe im achtjährigen) kann man versuchen, den
Versuch näher an der wirklichen Temperaturmessung zu gestalten. Dazu kann
man wieder über das durchsichtige Fieberthermometer in das Thema einsteigen
und sich den Schaltkreis etwas genauer betrachten. Abb. 102: Rückseite (unten) eines geöffneten Digital-Fieberthermometers Abb. 102 zeigt das geöffnete Digital-Fieberthermometer aus Abb. 100 a. Der Sensor ist in eine metallische, also wärmeleitende Schutzhülle eingebaut und über zwei isolierte Drähte an die Platine angeschlossen. Nachfragen beim Hersteller bzw. Vertreiber des Thermometers haben ergeben, dass ein temperaturabhängiger Widerstand als Sensor in der Messspitze verwendet wird. Auf der Rückseite der Platine sind die Lötstellen der Sensorzuleitungen zu erkennen, die über einen Widerstand (blaues Bauteil) mit der nachfolgenden Auswerteelektronik verbunden sind. Ebenso erkennt man einen Piezopiepser, der als Signalgeber in das Thermometer eingebaut ist. Hier soll ein Analogieversuch zur Temperaturmessung mit einem NTC-Widerstand (2,2 kW) durchgeführt werden. Der Versuch eignet sich zum Einsatz bei der Behandlung der Spannungsteilerschaltung. Der NTC-Widerstand wird dabei an eine Spannungsquelle, z.B. eine 4,5V-Blockbatterie angeschlossen und mit einem Vorwiderstand in Reihe geschaltet, an dem eine Spannung U abgegriffen wird (Abb. 103). Jede Temperaturänderung führt zu einer Änderung des Spannungssignals U, woraus eine temperaturgesteuerte Spannungsteilerschaltung entsteht. Aus der Spannungsteilerregel berechnet sich die gemessene Spannung zu: . Abb. 103: Einfache Methode der Temperaturmessung mit einem NTC-Widerstand Die Schüler lernen hiermit ein weiteres Einsatzgebiet der Spannungsteiler-Schaltungstechnik. Man kann aber noch weiter weiter in Richtung ‚Verständnis für Auswertetechnik’ gehen. Der Vorteil der Spannungsteilerschaltung ist es, dass man durch Wahl eines geeigneten Vorwiderstands R das Ausgangssignal U linearisieren kann und somit ein der Temperatur direkt proportionales Spannungssignal erhält (Kennlinienverlauf des NTC-Widerstands siehe Abb. 101 a und b). Durch Experimentieren kann man einen geeigneten Widerstand zur Linearisierung des Ausgangs-signals zu finden (siehe auch Kapitel IV, 1.1). Dazu bauen die Schüler eine Schaltung nach Abb. 103 auf und testen verschiedene Vorwiderstände R, während der NTC-Widerstand in z.B. sich abkühlendes Wasser gehalten wird (z.B. im Gruppenunterricht jede Schülergruppe einen anderen Vorwiderstand). Die gemessenen Werte tragen die Schüler dann in ein Diagramm ein und bestimmen aus dem Diagramm den Widerstand, der den linearsten Kennlinienverlauf aufweist. In Abb. 104 sieht man die Kennlinien für vier verschiedene Vorwiderstände aufgetragen. Für den Versuch wurden die Ausgangsspannungen an folgenden Widerständen abgegriffen: 200 W, 470 W, 1 kW und 5 kW. Vergleicht man die Ausgangssignale der verschiedenen Widerstände R, so erkennt man, dass sich mit steigendem Widerstandswert die Krümmung der Kurve von linksgekrümmt auf rechtsgekrümmt ändert. Während die 470 W-Kennlinie noch eine leichte Linkskrümmung aufweist, ist die 1 kW-Kurve schon wieder minimal rechtsgekrümmt. Der optimale Linearisierungswiderstand muss also irgendwo zwischen den beiden Widerständen liegen, evtl. bei 700 W oder 800 W. Damit ist das Ziel des Versuchs erreicht. Abb. 104: Ausgangsspannungen U einer Spannungsteilerschaltung bestehend aus einem NTC-Widerstand und verschiedenen Vorwiderständen R nach Abb. 103 in Abhängigkeit von der Temperatur | |||
| Prof. Dr. Thomas Wilhelm, Institut für
Didaktik der Physik, Universität Frankfurt,
Max-von-Laue-Str. 1, 60438 Frankfurt am Main | | vorher: Didaktik der Physik, Universität Augsburg | | ehemals: Lehrstuhl für Physik und ihre Didaktik, Universität Würzburg | |